Seit wann arbeiten Sie auf Schloss Lautrach und was hat Sie bewogen, sich dort als Trainer zu bewerben?
Mein fester Vertrag begann am 1. Januar 2014, ich habe allerdings bereits im Vorfeld Projekte mit und für Schloss Lautrach durchgeführt. Bewogen für Schloss Lautrach zu arbeiten hat mich vor allem der Ansatz, mit dem hier Führungskräfteentwicklungen durchgeführt werden: das Konzept der personalen Führung. Üblicherweise wird Führung als Instrument verstanden, mit dem man mehr oder weniger effektiv Mitarbeiter dazu bekommt, bestimmte Aufgaben auszuführen, so nach dem Motto: „Wie muss ich jetzt den Mitarbeiter X ‘behandeln‘, damit er das und das tut“. Sicher ist es wichtig, Methoden und Techniken des Führungshandwerks zu kennen und zu wissen, wie man sie effektiv und effizient einsetzt. Entscheidend meiner Auffassung allerdings ist es, mit welcher Haltung und welchem Menschenbild ich das tue, denn schließlich gehen Führungskräfte im Alltag mit Menschen um. Führung muss also, wenn sie nachhaltig und erfolgreich sein will, immer von den Menschen ausgehen.
Was sind Ihre thematischen Schwerpunkte?
Ich habe vor allem zwei Schwerpunkte: zum einen das Thema Führung und Nachwuchsführung, zum anderen das Thema Präsentation, Rhetorik und professioneller Auftritt als Führungskraft.
Was begeistert Sie am Beruf des Trainers?
Zum einen macht es mir einfach einen unheimlichen Spaß gemeinsam mit Menschen an den Themen Führung und professioneller Auftritt in einem lebendigen Austausch, in einer intensiven Zeit zu arbeiten. Zum anderen erfüllt es mich mit tiefer Befriedigung und Zufriedenheit, wenn Teilnehmer am Ende eines Seminars oder auch lange nachdem das Seminar vorbei ist, sich bei mir melden und sagen, dass das, was wir gemeinsam in den Seminaren erlebt und erarbeitet haben, dazu beigetragen hat, dass sie ihre Ziele besser, eleganter und mit weniger Energieverlust erreichen konnten – wenn also eine echte Veränderung stattgefunden hat, die einen Unterschied macht.
Wann bezeichnen Sie ein Seminar als gelungen?
Ein Seminar ist für mich genau dann gelungen, wenn das, was wir erarbeitet und gemacht haben, den Teilnehmern dabei hilft, ihre Aufgaben besser zu erfüllen und mit mehr Spaß und Erfüllung an die Arbeit zu gehen.
Nennen Sie ein besonderes Erlebnis, das Ihnen in Ihrem Trainerleben widerfahren ist?
Im Bereich Präsentation war das. Ein besonderer Fokus liegt bei mir (wenn die Teilnehmer sich dafür aussprechen) auf der Beseitigung von störendem Lampenfieber. Und ich hatte einen Teilnehmer, der davon ausging, dass er, wenn er es nicht lernt, endlich seine Angst bei Präsentationen in den Griff zu bekommen, seinen Job mehr oder weniger los wird – ein großer Druck also. Die Angst war so groß, dass er sich nicht in der Lage sah, überhaupt vor größeren Gruppen zu sprechen, also auch nicht im Seminar. Am Ende des Seminars war das Aha-Erlebnis für ihn dann so groß, dass er mittlerweile gerne in Präsentationssituationen geht, zeigen kann, was er sich vorgenommen hat und seine Inhalte punktgenau vermitteln kann. Für mich war es einfach toll zu sehen, mit welchem Mut und welcher Entschlossenheit er sein Thema konfrontiert hat und über die Dauer von drei Seminartagen richtig aufgeblüht ist.
Was schätzen Ihre Teilnehmer an Ihnen?
Es ist vor allem die vertrauensvolle Atmosphäre, die wichtig ist. Wenn es um Themen geht, die sehr nah an der eigenen Persönlichkeit dran sind, also, z.B. so Fragen danach, was mich als Mensch ausmacht, oder wo ich Sinn in meinem Leben sehe und wo keinen, wo meine Stärken, aber auch wo vor allem noch Entwicklungspotentiale sind. Dann finde ich es wichtig, dass die Teilnehmer das in einem Rahmen tun können, der das auch ermöglicht. Nur wenn man bereit ist, in einem Seminar auch mal was zu riskieren, seine Grenzen zu überschreiten oder, wie man ja heute so schön sagt, seine Komfortzone zu verlassen, kann man etwas Neues ausprobieren, überprüfen, ob es funktioniert, und lernen, sein Verhalten entsprechend zu verändern. Das kann aber nur geschehen, wenn man sich aufgehoben, von der Seminargruppe angenommen fühlt und vom Trainer aufgefangen wird.
Welche Persönlichkeiten beeindruckten Sie in Ihrem Leben?
Am meisten beeindruckt mich der Dalai Lama, von dessen Schriften ich in Bezug auf meine eigene Lebensführung vieles gelernt habe. Und bewundert habe ich vor allem Nelson Mandela dafür, dass er nach Erfahrungen, die mich möglicherweise gebrochen oder mit Hass erfüllt hätten, mit einer solchen Großherzigkeit sich den Menschen zugewandt hat und an seiner Vision festgehalten hat.
Welche Eigenschaften schätzen Freunde an Ihnen?
Wenn ich sie danach frage, dann sagen sie mir, dass ich ein sehr warmer Mensch sei, dass ich sehr viel Humor habe. Und sie sagen, dass ich einerseits analytisch sehr scharf sei, andererseits mich in sie emotional sehr gut einfühlen kann.
Was ist für Sie Genuss und Erholung im Alltag?
Da gibt es Vieles, bei dem ich mich erhole! Zeit zu verbringen mit meiner Familie ist für mich eine große Quelle der Erholung! Wenn ich sehe, wie meine zweijährige Maria vor mir herumalbert, dann lädt das sofort meine Batterien wieder auf. Und ich koche und ich esse für mein Leben gern. Kochen ist für mich wie eine Form der Meditation. Wenn jeder Arbeitsschritt präzise sitzt und alles Hand in Hand geht, dann erfüllt mich ein Gefühl tiefer Zufriedenheit und Entspannung und wenn ich dann aus den Gesichtern meiner Familie und denen unserer Gäste ablesen kann, dass es ihnen schmeckt, dann freue ich mich noch mehr! Sport ist ein wichtiger Ausgleich für mich. Ich habe manchmal so viel überschüssige Energie, dass ich sie nur abbauen kann, wenn ich mich richtig auspowere!
Was sind Ihre größten Freuden im Leben?
Mittlerweile ist das sehr einfach: gemeinsam mit meiner kleinen Tochter Maria lachen, albern sein, Quatsch machen und in ihre Welt eintauchen.
Worauf möchten Sie auf gar keinen Fall verzichten?
Nun, wenn ich jetzt von Menschen absehe und nur an Dinge denke, dann fällt mir Folgendes ein. Als ich jetzt hierher gezogen bin, habe ich festgestellt, dass ich kaum Möbel oder andere Dinge besitze. Der Umzugswagen war zu zwei Dritteln noch leer. Da habe ich mir auch die Frage gestellt, was ist es denn, was ich auf jeden Fall brauche: Musik. Ich glaube ohne Musik wäre mein Leben ein wesentlich ärmeres.
Welchen Traum möchten Sie sich noch erfüllen?
Noch mehr reisen, reisen, reisen. Für mich ist das Eintauchen in fremde Kulturen eine ganz besondere Form des Erlebens: Andere Menschen, anderes Essen, andere Arten und Weisen, wie man miteinander umgeht! Das alles finde ich sehr spannend.
Was ist Ihr Lebensmotto?
Es gibt keine Wahrheit, nur Versionen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Interview: Christina Kral-Voigt