Unternehmen sind keine Geselligkeitsveranstaltungen. Sie dienen vielmehr einem bestimmten Zweck. Der Unternehmenszweck schafft Sachgegenstände, ja Sachzwänge, ruft nach Sachverstand und Sachlichkeit. Gleichzeitig sind es Menschen, die in arbeitsteiliger Gemeinsamkeit sachbezogene Ergebnisse erbringen sollen. Darum zu Recht der Ruf nach Menschlichkeit, wertschätzender Führung und Potenzialentfaltung der Mitarbeiter. Ist der Mensch im Unternehmen, wie es in vielen Leitbildern steht »Mittelpunkt«? Oder ist er, wie es viele Mitarbeiter ausdrücken würden, »Mittel! Punkt!«. Er ist beides: Mittel zum (Unternehmens-) Zweck, zum Beispiel bei einer Airline Passagiere von A nach B zu fliegen, und gleichzeitig auch Selbstzweck, weil ein Mensch, wie schon Immanuel Kant feststellte, bei reiner »Verzweckung« seine Menschenwürde verlieren würde. Wir haben es hier mit einer klassischen Polarität, mit einem Sowohl-als-auch zu tun, wie Gerhard Herb es in seinem Leitartikel beschrieben hat. Während die Struktur und Organisation eines Unternehmens vor allem die Sache (z. B. Prozesse, Entscheidungswege) im Auge hat, geht es in der Untenehmenskultur primär um das menschliche Miteinander. Um Werthaltungen, die sich darin zeigen, wie man im Untenehmen denkt, fühlt, entscheidet, handelt, untereinander und nach außen kommuniziert. Eine gute Unternehmenskultur bringt Sache und Mensch, das Wohlergehen des Unternehmens und das Wohlbefinden der Mitarbeiter in Einklang. Anders als zu Beginn des vorigen Jahrhunderts, als man unter dem Stichwort »Taylorismus« wähnte, Menschen auf Ausführende im Produktionsprozess reduzieren zu können –grandios karikiert im unvergesslichen Charly Chaplin Streifen »Modern Times« – , wissen wir heute, dass die Kultur im Unternehmen ein Erfolgsfaktor ersten Ranges ist. Kultur ist die »Heart- und Mindware« jeder Organisation, zwar weicher, aber häufig stärker als offizielle Regelwerke. Kulturentwicklung ist deshalb das Herzstück jeder Organisationsentwicklung. Sie vollzieht sich als organisches Wachstum im Zusammenspiel von täglich gelebter Führungspraxis und bewusst angewendeter Erkenntnisse, wie wir Menschen ticken. Übrigens eine weitere Polarität, die zu verwirklichen wahre Führungskunst ausmacht.